Die Schriftstellerin war nicht zum ersten Mal in Bad Windsheim. Schon 1989 kam sie aus der DDR über Prag in die Stadt und arbeitete hier als Krankenschwester in der Stiftsklinik Augustinum. Somit konnte sie beide Seiten von Deutschland kennenlernen.
Ihre Erlebnisse im Westen verarbeitete Höpken in einigen Passagen ihres Gedichtbandes „Zweiseitenland“. Hauptsächlich erzählen die Strophen jedoch Geschichtenüber das Leben, von der Kindheit bis hin zum Alter. Dabei ordnet sie jedem Lebensabschnitt eine Tageszeit zu, wie zum Beispiel dem mittlere Lebensabschnitt den Mittag. Was Gabriele Höpken in zweieinhalb Jahren schrieb, präsentierte sie, in Auszügen, am Mittwoch innerhalb von 45 Minuten.
Nach einem kurzen Vorwort begann die Autorin mit dem Gedicht „Der Edelstein“. Auswendig, mit viel Gefühl und starkem Ausdruck trug sie die Verse vor, die um den Beginn des Lebens kreisen. Genauso wie ein Kind mit Regeln und Erlebnissen geprägt wird, wird ein Edelstein so lange geschliffen, bis er den perfekten Glanz erhält. Nur so bekommt der Stein oder auch das Kind Ansehen in der Gesellschaft.
Ernst, ironisch und lebendig waren die verschiedenen Gedichte, die Gabriele Höpken präsentierte. Ihr Lieblingsgedicht ließ sie dabei nicht aus: „Der Weihnachtsstern“ ist ein Werk über Liebe, Hilfsbereitschaft und Sorgen, die vergessen werden, wenn die Festtage beginnen. All ihre Texte widmen sich Themen, die fast jeden Menschen beschäftigen. Sei es eine Kontaktanzeige zur Partnersuche, ein Besuch im Zirkus oder auch die Probleme Alkoholismus, Prostitution und Selbsttötung.
In den wohl wichtigsten Kapiteln des Bandes gibt es eine Trilogie mit dem Thema „Gestrandete Personen“. Ein Hinweis auf das „Zweiseitenland“? Genaueres erzählte sie jedoch nicht.
Allerdings verriet Gabriele Höpken mit Stolz, dass ein Gedicht über das Töten von Haifischen großen Zuspruch von einer Tierschutz-Organisation bekam. Diese waren beeindruckt davon, dass die Autorin ein so wichtiges, aber selten besprochenes, Thema lyrisch umsetzte. Deshalb begleitete die Organisation sie schon zu vielen ihrer Lesungen, um das Gedicht in den Blickpunkt zu rücken.
Gabriele Höpken bekam nach ihrem Vortrag großen Beifall und revanchierte sich mit dem Hinweis, sie sei froh, wieder einmal Bad Windsheim einen Besuch abstatten zu können. Und Museums-Pressesprecherin Ute Rauschenberg bedankte sich bei der Autorin mit einem kleinen Geschenk aus dem Fränkischen Freilandmuseum.
(Quelle: Windsheimer Zeitung 23.10.2010)